Die Berliner Polizei ist nicht allein

Die Berliner Polizei ist laut Avision bei weitem nicht die Einzige, der veraltete Software das Leben schwer macht. Statt einer kompletten Neuentwicklung könnten aber oft gezielte Einzelmaßnahmen helfen.

 

Die Berliner Polizei hat offensichtlich massiv mit veralteter Software zu kämpfen. Eine Anwendung, die in der Kräfte- und Einsatzplanung zum Einsatz kommt und deshalb besonders kritisch ist, stürzt immer wieder ab. Das große Problem dabei: Die Software ist die Eigenentwicklung eines Kollegen, der längst seinen Ruhestand genießt. Die Kollegin, die sich in das Programm einarbeiten und es aktualisieren sollte, fällt offenbar wegen Krankheit seit Monaten aus.

 

Für den IT-Dienstleister Avision in Oberhaching bei München, der auf die Modernisierung von Legacy-Anwendungen spezialisiert ist, ist diese Geschichte alles andere als außergewöhnlich. „Der aktuelle Fall bei der Berliner Polizei ist geradezu typisch. In vielen Behörden, aber auch zahlreichen Unternehmen findet sich Software, die von eigenen Mitarbeitern entwickelt wurde“, sagt Nadine Riederer, CEO bei Avision.

 

Verlassen diese Mitarbeiter das Unternehmen, geht auch das Know-how über diese Entwicklungen mit. „In solch einem Fall weiß dann niemand mehr, wie die Software aufgebaut ist und wie sie eigentlich genau funktioniert. Eine Dokumentation, die diese Fragen beantworten könnte, ist in den meisten Fällen nicht vorhanden. Sie wurde aus Nachlässigkeit oder mangels Zeit schlicht und einfach nie erstellt“, so Riederer.

 

Oft werde dann nur der Ausweg gesehen, einen externen Dienstleister mit der Entwicklung einer komplett neuen Software zu beauftragen. Das sei aber gerade bei Behörden nicht immer so einfach, weiß Riederer: „Sofern überhaupt das nötige Budget vorhanden ist, dürfen Aufträge an externe Dienstleister ab einem bestimmten Volumen nur im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung vergeben werden. Und bis die über die Bühne geht, fließt meist viel Wasser die Spree herunter.“

 

Eine komplette Neuentwicklung ist laut Riederer aber ohnehin oft gar nicht nötig. In vielen Fällen ließen sich veraltete Anwendungen stattdessen durch gezielte Maßnahmen vergleichsweise schnell und kostengünstig auf einen aktuellen Stand bringen. „Durch den Austausch der Datenbank, das Einziehen einer Middleware oder indem nur die kritischen Module oder Funktionen weiterentwickelt werden, lässt sich die Performance einer Software schon häufig verbessern und an neue Anforderungen anpassen.“

 

Die Voraussetzung dafür sei aber natürlich, dass die Software erst einmal verstanden werde. Spezielle Tools und Methoden könnten laut der Expertin dabei helfen, relativ zügig nachzuvollziehen, wie eine Anwendung funktioniert und wie die Daten durch sie hindurchfließen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollten dann aber nicht nur zur Modernisierung der Software verwendet werden, sondern auch zur Erstellung einer umfassenden Dokumentation. „Das macht die Sache dann beim nächsten Mal erheblich leichter“, betont Riederer.

 

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