Klassische Werkverträge und agile Entwicklung widersprechen sich. Auftraggeber sollten mit ihren Dienstleistern deshalb agile Festpreise für Softwareprojekte vereinbaren. Welche Punkte dabei für die beidseitige Zufriedenheit zu beachten sind und warum besonders das Vertrauen eine gewichtige Rolle spielt, erklärt Avision.
IT-Dienstleister Avision warnt vor Werkverträgen in agilen Projekten. Sie definieren zwar sehr genau die Zielvorstellungen. „Allerdings bekommen Auftraggeber auch nur das, was sie definiert haben“, gibt Nadine Riederer, CEO von Avision, zu bedenken. „Agile Projekte erfordern aber eine hohe Flexibilität. Somit ist ein Werkvertrag mit einer agilen Vorgehensweise praktisch unvereinbar.“
Eine lohnenswerte Alternative dazu ist ein agiler Festpreis. Hierbei vereinbaren die Vertragspartner zum Projektstart eine eher grobe Beschreibung des angestrebten Ziels. Natürlich sollten die wesentlichen Fixpunkte besprochen und enthalten sein, auf detaillierte Beschreibungen wird allerdings verzichtet. Um gerade am Anfang ein Gefühl gegenseitiger Verlässlichkeit aufzubauen, führen Entwicklungsteams mit neuen Dienstleistern oft Probesprints durch, in denen die Umsetzung bereits stattfindet. Basierend auf den in dieser Phase gesammelten Erfahrungen feilt man dann an den Rahmenbedingungen und fixiert sie.
Agile Festpreise für Projekte ermöglichen es also, Punkte und Zielvorgaben dynamisch an das laufende Projekt anzupassen; in festen Werkverträgen ist dieses Vorgehen konzeptbedingt ausgeschlossen. Und sollte sich herauskristallisieren, dass das Endergebnis eines agilen Projekts nicht zufriedenstellend ist oder das Ziel früher als erwartet erreicht wurde, lässt sich die Zusammenarbeit jederzeit beenden – auch diese Flexibilität ist mit herkömmlichen Verträgen undenkbar.
Das ist ein deutlicher Paradigmenwechsel. Die Vorstellung, einen fixen Preis zu vereinbaren und vorher nicht genau zu wissen, ob und in welche Richtung sich ein Projekt entwickelt, ist Neuland für viele Unternehmer. Die Auftraggeber sind zudem viel stärker in das Projekt eingebunden und müssen gemeinsam mit dem Dienstleister am zu Anfang festgelegten Wunschergebnis arbeiten. Auch diese Vorgehensweise ist eher ungewohnt.
Zudem ist das anfangs gesteckte Ziel nicht immer realisierbar. „Es kann vorkommen, dass am Ende nicht die Lösung auf dem Tisch liegt, die sich die Beteiligten anfangs vorgestellt haben“, weiß Riederer. Nachteilig ist ein solches Ergebnis aber nicht zwangsläufig, denn es kommt nicht selten vor, dass Auftraggeber, wenn sie einen Vertrauensvorschuss leisten, positiv überrascht werden. „Die beste Lösung ist manchmal eben nicht die, die auf dem Papier am schönsten aussah“, so Nadine Riederer. „Im agilen Umfeld ist – so schwierig das auch erscheinen mag – vor allem ein großes Vertrauen zu den externen Mitarbeitern nötig.“
Die Vorteile von agilen Festpreisen überwiegen also deutlich. Die wichtigste Herausforderung bleibt, die Sichtweisen von Auftraggeber und -nehmer unter einen Hut zu bekommen. Die Dienstleister sehen dabei oft vor allem die Leistung im Vordergrund, während für das beschäftigende Unternehmen das Ergebnis zählt. Ist allerdings eine gute Basis geschaffen, steht der Zusammenarbeit und dem Erfolg nichts mehr im Wege.
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